Die Wallburg Hohe Warte


+ Karte zeigen



Der Hauptwall der Hohen Warte im Winter 

 

Historische Hintergründe

 
Hauptwall der Hohen Warte nach Westen

Für diese Burganlage liegen keinerlei zeitgenössischen Dokumente bzw. alte Ansichten vor. Auch archäologische Funde sind nicht bekannt und eine Ausgrabung wurde bislang ebenfalls noch nicht durchgeführt. Die früheste Erwähnung entstammt dem Bernecker Stadtbuch von 1528. Dort wird die Hohe Warte bei einer Flurbeschreibung als „Burgstall“, also Platz einer ehemaligen Burg, bezeichnet. Noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war die Existenz eines Burgstalls auf der Hohen Warte, bzw. der Kirchleiten, wie der Berg auch genannt wurde, allgemein bekannt.

Die vermutliche Entstehungszeit – etwa das 9. - 10. Jahrhundert - ergibt sich vor allem aus der Besiedelungsgeschichte. Im Fränkischen Reich bildete die sog. Fränkische Linie (eine geologische Störung, die das Fichtelgebirge vom Vorland trennt) auch eine Siedlungsgrenze, die erst ab etwa dem 11. Jahrhundert überwunden wurde. Allerdings führte im Bereich der Hohen Warte schon sehr früh eine Süd-Nord-Fernstraße, nämlich die später so genannte via imperii, auf das Fichtelgebirge. Die Gründung einer Burg an dieser Stelle im Fränkischen Reich ist also durchaus nachvollziehbar.

Die Zweckbestimmung dürfte wohl primär in der Grenz- und Straßensicherung zu sehen sein. Natürlich wird diese Burg im Falle eines Falles auch als Fluchtburg gedient haben oder könnte sogar ein kleines administratives Zentrum beherbergt haben, aber dies waren, wenn überhaupt, lediglich Nebenaspekte.

Wann die Burg aufgelassen wurde, ist völlig unbekannt. Möglicherweise geschah dies bei der Verlegung der Reichsstraße auf den Schloßberg (also dem heutigem Verlauf der ehemaligen B2 folgend) im 12. Jahrhundert.

Anmerkung zur Datierung: Siehe hierzu auch (Siehe auch Hellmut Kunstmann, Mensch und Burg, S.2, Richard Winkler: Stadt und Altlandkreis sowie Eintrag in Bayerviewer-Denkmal

 

Zur Typologie der Hohen Warte

Beispiel einer sehr großen frühmittelalterlichen Burg (Quelle: Wikipedia[Haldenburg])

Frühmittelalterliche Burgen unterscheiden sich stark von dem Bild, das wir heute bei dem Begriff "Burg" vor Augen haben. Man denkt vielleicht an die Wartburg oder die Nürnberger Burg mit den Dominanten Mauer, Turm und vielen weiteren Gebäuden innerhalb des Berings. Anders dagegen auf der Hohen Warte. Hier sind lediglich Wälle, besser Terrassen zu erkennen. Die Mauern von Burgen dieser Zeit konnten aus geschüttetem Material, aus Holz und auch aus Stein bestehen. In der Regel sind diese im Laufe der Zeit verfallen und lediglich deren Reste deuten als Wälle auf die frühere Burgmauer hin.

Die Fläche der Burg ist mit ca. 2,5 ha größer als die einer späteren Adelsburg. Dies ist ein Kennzeichen früher Wallburgen. Sie hatten vielfältige Funktionen, die sich nicht einfach zusammenfassen lassen. Sie konnten reine Fluchtburgen sein, Stützpunkte bzw. Truppensammelstellen für die Landesverteidigung. Sie konnten frühe administrative Zentren sein ("Mittelpunktsburgen") oder auch einem Kloster dienen. Auch wenn es schon damals Adelsburgen gab, so diente doch "die" frühmittelalterliche Burg einem größeren Personenkreis und wurde in der Regel durch den König oder dem Landesherrn in Auftrag gegeben.

Wir können bei diesen Burgen auch noch nicht mit dominierenden Türmen rechnen. Innerhalb der Burg sind hölzerne Gebäude wahrscheinlich, manchmal Grubenhäuser und nur auf den Mauern bzw. Wällen ist mit kleineren Türmen zu rechnen. Diese Burgen konnten durchaus im Inneren auch landwirtschaftlich genutzt worden sein, was z.B. bei Fluchtburgen durchaus sinnvoll war.

Die Abbildung links oben zeigt die Rekonstruktion der Haldenburg, einer frühmittelalterlichen, so genannten Ungarnschutzburg im LK Augsburg. Zu erkennen sind deutliche Unterschiede zum landläufigem Bild einer Burg. Die Anmutung, jedoch nicht das Erscheinungsbild des Abschnittswalls auf der Hohen Warte könnte durchaus ähnlich gewesen sein.


+ Mini-Film "Pfalz Werla" (1 min)


Im Film ein weiteres Beispiel um den allgemeinen Eindruck einer frühmittelalterlichen Burg zu vermitteln. Es handelt sich hier um die Königspfalz(!) Werla.
 

Rundgang

 
Rekonstruktion eines eisenzeitlichen Walls. (Quelle: Wikipedia[Tönsberg])
.
 
Das Prinzip des Zangentors
(Quelle: Wikipedia[Zangentor])
 
Die Vorbefestigung der Burg
.
Bei der Befestigung auf der Hohen Warte handelt es sich um einen Abschnittswall – eine Befestigungsart, die schon aus der Vorgeschichte bekannt ist. Die dahinter liegende Idee ist einfach: Man suche sich einen Bergsporn wie er sich oft an der Einmündung eines Flusses findet, in unserem Falle eigentlich drei Flüsse: Der Rimlasbach und die Ölschnitz die zu Fuße der Hohen Warte in den Weißen Main münden. Diesen Bergsporn trennt man mit einem Wall und Graben ab. Daraus ergibt sich in der Regel eine dreieckige Form, die sich auch bei der Hohen Warte abzeichnet. Der Hauptwall – bei vielen Burgen der einzige Wall und dann Frontwall genannt, knickt in unserem Fall in stumpfem Winkel ab.

Anmerkung: Der unten erwähnte Aussichtsturm wird voraussichtlich in nächster Zeit wiedererrichtet.

Beginnen wir unseren Rundgang auf dem Aussichtsturm. Hier können wir noch heute (sofern es die Belaubung zulässt) die frühmittelalterliche Situation erkennen. Unten im Südwesten sehen wir das altbesiedelte Land, das noch heute von Wiesen und Feldern geprägt wird. Wir können auch die ehemalige Bundesstraße 2 erkennen, die den Verlauf der alten Reichsstraße in etwa nachzeichnet. Sie führt direkt am Fuß der Befestigung vorbei. Im Nordosten - dem Hohen Fichtelgebirge - dominiert noch heute der Wald. Wir können dort noch heute kaum Ansiedlungen erkennen. Die frühere Grenzlage der Besiedlung ist noch heute spürbar.

Etwaige Einbauten, die anzunehmen sind wenn es sich nicht um eine reine Fliehburg handelte, bestanden aus Holz. Dieses Baumaterial war damals durchaus üblich, Burgen bestanden bis ins Hochmittelalter selbst bei Adelsburgen oftmals aus Holz.

Wenn wir nun den Weg vom Aussichtsturm nach Nordosten folgen, erreichen wir den Hauptwall. Von oben gesehen muss hier eher von einer Terrasse gesprochen werden. Möglicherweise ist der Diabas, das Gestein, aus dem der Berg besteht, dafür verantwortlich, dass hier die typischen Gräben fehlen, den die Härte dieses Gesteins entspricht fast der von Granit. Rätselhaft ist der Wallabschluss auf der linken Seite. Es ist kein Anschluss einer weiteren Befestigung zu erkennen, die die Hangseite schützen konnte. Diente dieser Wall vor allem der Abwehr von Reiterangriffen? Dies würde auf die so genannte Ungarnzeit deuten, in der das Fränkische Reich unter den Einfällen der Ungarn litt. Die Zeitstellung wäre dann das frühe 10. Jahrhundert.

Den Hauptwall können wir nach rechts durch das Unterholz folgen. Hier endet der Wall nicht an der Hangseite. Wahrscheinlich befand sich hier das Tor zur Burg. Es ist etwas zurückgezogen, so dass sich in etwa die Form eines halben Zangentors ergibt. Der Angreifer konnte hier von den Wällen bzw. Mauern der Burg bekämpft werden und musste hierbei die ungeschützte Schwerthand den Verteidigern zuwenden.

Nun zurück zum Weg. Wenn wir diesen etwas weitergehen, so erkennen wir links weitere Terrassen. Ob diese zu ehemaligen Befestigung gehörten, ist nicht klar. Sicherlich gehörten aber die sich auch nach rechts ziehenden Geländemerkmale zur Verteidigungsanlage. Wir können die zwei Vorwälle, die die Burg schützten, noch deutlich erkennen.